LESERFRAGEN RATGEBERAKTION \"Intimgesundheit\" am 18.05.2017

Die wichtigsten Leserfragen am Expertentelefon "Intimgesundheit" am 18.05.2017

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Obwohl ich erst 34 Jahre alt und ansonsten völlig gesund bin, leide ich seit einigen Monaten unter starker Scheidentrockenheit und sexuellen Problemen. Woran kann das liegen? Ich dachte, das kommt erst in den Wechseljahren?

  • Dipl.-Med. Tatjana Spiwak, niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Berlin: Da die Ursachen für vaginale Trockenheit vielseitig sind, sollten diese zunächst ärztlich abgeklärt werden. So können in jedem Alter sowohl körperliche Ursachen wie zum Beispiel ein Hormonmangel oder psychische Gründe wie persönliche Vorbehalte für eine fehlende Feuchtigkeit infrage kommen. Die Therapie richtet sich dann nach den Ursachen.


Mein Frauenarzt sagt, ich soll für die Intimpflege nur warmes Wasser nehmen, um meine Scheide nicht noch weiter auszutrocknen. Aber ist das nicht unhygienisch?

  • Spiwak: Die meisten Bakterien und Pilze fühlen sich in feuchter und warmer Umgebung besonders wohl. Doch die gesunde Scheide reinigt sich von selbst. Am besten eignen sich klares Wasser mit einer Temperatur von ca. 36 Grad und die eigene Hand zur Intimhygiene.


Weil ich nicht mehr richtig feucht werde, hat bei uns (beide Mitte 50) das Sexleben gelitten. Kann mir Gleitgel helfen, oder was gibt es alternativ?

  • Spiwak: Für die trockene Vagina ist wahrscheinlich ein Östrogenmangel der Grund. Eine regelmäßige Anwendung lokaler, niedrig dosierter Östrogene als Creme oder Ovula kann die Produktion der Scheidenflüssigkeit steigern, für bessere Durchblutung sorgen und den altersbedingten Scheidenhautabbau verringern. Für manche Patientinnen sind Östrogene jedoch kontraindiziert. Hier empfehlen sich hormonfreie Präparate wie zum Beispiel Befeuchtungsovula mit Hyaluronsäure, die die Scheidenschleimhaut befeuchten, reparieren und geschmeidig machen. Beim Sex helfen zusätzlich Befeuchtungsgele oder Gleitmittel.


Ich bin 56 und seit drei Jahren in der Menopause. Seitdem fange ich mir einen Scheidenpilz nach dem anderen ein. Ich bin schon ganz verzweifelt. Was kann mir helfen?

  • Spiwak: Um die individuell richtige Behandlungsform auszuwählen, ist es wichtig, der Ursache auf den Grund zu gehen. Denn in einem gestörten Scheidenmilieu nisten sich schneller Krankheitskeime ein, die unangenehme Beschwerden hervorrufen. In ihrem Alter liegt ein Östrogenmangel als Grund nahe. Die dadurch bedingte vaginale Trockenheit begünstigt lokale Infektionen. Die Scheidenschleimhaut wird dünner und leichter verletzbar. Der Mediziner spricht hier von vaginaler Atrophie.


Meine Freundin hat mir gegen die Trockenheit in der Intimzone Babyöl empfohlen. Ist das sinnvoll oder welche natürlichen Möglichkeiten gibt es?

  • Dr. med. Wolfgang Königer, niedergelassener Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Berlin: Babyöl ist für die Pflege der Babyhaut gut, für die Intimzone bei Trockenheit sicher nicht. Öl fettet die Haut zwar, zieht aber auch sehr schnell ein. Hier müsste ärztlich abgeklärt werden, was für die Trockenheit in der Intimzone verantwortlich ist, damit eine Therapie erfolgreich sein kann.

Ich bin gerade am Anfang der Wechseljahre und habe Angst, dass mein sehr schönes Sexleben jetzt bald zu Ende ist. Bekommt man nach der Menopause zwangsläufig sexuelle Probleme?

  • Königer: In den Wechseljahren kann es, bedingt durch den Hormonmangel, zum Abbau der Scheidenhaut, damit zur Trockenheit im Scheidenbereich und folglich auch zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen. Aber nicht alle Frauen haben solche Beschwerden. Eine Therapie kann mit örtlicher Hormongabe erfolgen, Gleitgel mindert akute Beschwerden beim Verkehr. Falls keine Hormone gewünscht werden, können auch hormonfreie Befeuchtungsgele, Befeuchtungsovula oder Feuchtcreme angewendet werden.


Vor etwa einem halben Jahr habe ich (29) mir eine Hormonspirale einsetzen lassen. Seitdem werde ich beim Geschlechtsverkehr nicht mehr richtig feucht. Gibt es da einen Zusammenhang?

  • Königer: Bei der Hormonspirale kann es zur Beeinflussung der Scheidenhaut und damit auch zu einem Trockenheitsgefühl kommen. Dies kommt allerdings in der täglichen Praxis selten vor. Man muss hier auch an andere Dinge denken, zum Beispiel an stressbedingte Beschwerden oder psychosomatische Ursachen wie etwa eine zurückhaltende Einstellung zur Spirale.


Ich hatte vor zweieinhalb Jahren eine Brustkrebs-OP und bekomme seitdem Antiöstrogene. Seither leide ich sehr stark unter Nebenwirkungen und Scheidentrockenheit. Hormone darf ich nicht nehmen. Gibt es Alternativen?

  • Königer: Brustkrebs ist immer eine besondere Situation. Viele Patientinnen klagen während der Behandlung über Scheidentrockenheit und Schweißattacken. Hier finden vor allen Dingen hormonfreie Befeuchtungsgele, Befeuchtungsovula und Feuchtcremes ihre Anwendung. Gleitgel hilft beim Verkehr meist sehr gut, wenn auch nur kurzfristig.

Kann man Scheidentrockenheit eigentlich auch ganz diskret behandeln, so dass der Ehemann es gar nicht merkt?

  • Dr. med. Susanne Hampel, niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Berlin: Eine Behandlung ist notwendig, wenn die Frau beim Geschlechtsverkehr Schmerzen verspürt. Für viele Frauen ist dies ein sehr unangenehmes Thema, dennoch sollten sie es beim Frauenarzt ihres Vertrauens ansprechen. Dieser kann Empfehlungen geben und gegebenenfalls Medikamente verordnen, welche die Frau lokal in der Tiefe der Scheide anwendet, ohne dass der Ehemann diese Anwendung bemerken muss. Meist sind dies Zäpfchen, die sich schnell auflösen und keine Rückstände hinterlassen, aber eine deutliche Besserung der Scheidentrockenheit bewirken. Unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr können auch Befeuchtungsgele angewendet werden. Diese sind klar und können diskret aufgetragen werden.


Die Ursache für Scheidentrockenheit in den Wechseljahren ist ja der Östrogenmangel. Hilft dagegen dann nur eine Hormontherapie oder gibt es auch noch andere Möglichkeiten?

  • Hampel: Das Absinken des Östrogenspiegels in den Wechseljahren führt zu einer Veränderung der Scheidenhaut mit Trockenheitsgefühl, Empfindlichkeit und leichter Verletzbarkeit, oftmals auch zu Ausfluss. Dadurch kommt es gerade im Bereich des Scheideneinganges und der Scheide zu Beschwerden. Eine lokale Behandlung im Bereich der Scheidenhaut mit feuchtigkeitsspendenden, hyaluronsäurehaltigen Präparaten wie KadeFungin Befeuchtungsgel, Befeuchtungsovula und Feuchtcreme kann hier oft schon eine deutliche Besserung der Beschwerden bringen, ohne dass eine Hormonbehandlung für den gesamten Körper erforderlich wird.


Ich bin 48, Single, und habe seit einiger Zeit Probleme bei der Benutzung von Tampons. Auch beim Sport fühlt es sich oft wund an, als hätte ich Sand zwischen den Beinen. Woran liegt das und was kann helfen?

  • Hampel: Bei Single-Frauen wird der Scheideneingang unbemerkt etwas enger. Dann kann bei der Benutzung von Tampons ein unangenehmes Gefühl eintreten. Jede Frau empfindet dies unterschiedlich. Eine lokale Behandlung mit feuchtigkeitsspendendem Effekt oder bei beginnendem Östrogenmangel der Scheide mit hormonhaltigen Cremes oder Salben kann schnell eine deutliche Linderung bringen. Die hormonfreien Gele enthalten meist Hyaluronsäure, welche nicht brennt und eine Speicherung von Feuchtigkeit in der Scheidenwand erzielt.


Mein Mann (60) glaubt, dass die Gründe für meine Schmerzen beim Sex psychisch sind und ich einfach nur keine Lust auf ihn hätte. Dabei möchte ich schon. Können mein Unterbewusstsein oder der Stress im Job schuld sein?

  • Hampel: Wichtig ist vor allem, dass Sie bei solchen „Missstimmungen“ in der Partnerschaft offen mit Ihrem Mann sprechen. Sagen Sie ihm, dass Sie auch „wollen“, aber berufliche Belastungssituationen oder Kummer und Sorgen Sie augenblicklich belasten und Sie nicht voll und ganz abschalten können. Erzählen Sie ihm von Ihren Missempfindungen beim Sex und versuchen Sie gemeinsam, durch ein längeres Vorspiel und die Benutzung von Befeuchtungsgelen oder Feuchtcremes genügend Feuchtigkeit für schmerzfreien, erfüllten Sex zu erreichen.
Quelle: djd deutsche journalisten dienste GmbH & Co. KG,
Gesundheitsthemen